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(Foto von Werner Fröhlich)

Der Wilde

Man hat Franz Grabmayr als Vorläufer, als "Vater" oder - wie sie selbst sagen - als "Vorbild" der "jungen Wilden" gesehen. Oder auch, wie Konrad Oberhuber, der ehemalige Direktor der Albertina, als Vorläufer des Aktionismus. Als Beispiele nannte er Grabmayrs Atelier-Happenings, die Traktorfahrten um das Motiv herum, das Bearbeiten von Bildern mit Erde, Feuer und Asche. Er freut sich darüber, dass diese Zusammenhänge heute gesehen werden.

Grabmayr: ja, die waren da und waren sehr begeistert. Vor allem: Sie haben an mir bewundert, dass ich in den 60er Jahren angefangen hab mit dieser Art von Malerei. Und in den 70er Jahren waren dann so viele Schwenks - Concept Art und alles das - und ich hab das alles nicht mitgemacht und bin immer bei der Abstraktion der Gegenstände, also bei der Abstraktion der Natur geblieben. Man muss schon die Natur immer wieder vergeistigen, man muss sie verwandeln. Man braucht eben Metamorphosen. Man malt vor der Natur, aber man muss die Natur verwandeln, in Gestaltung, Form und Farbe. Und das war immer mein Anliegen. Ich bin nie von der Gegenständlichen Malerei weggegangen. Ich habe immer vor der Natur gearbeitet. Und das haben diese jungen Wilden sehr geschätzt. Manche sind ja aus der Malerei ausgestiegen und haben andere Medien eingesetzt, haben Konzepte gemacht usw. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre ist die wilde Malerei wieder eine Kunstrichtung geworden und das war für die jungen Wilden das Positive, dass ich eine so fortlaufende Entwicklung hatte. Und zu Oberhubers Ansatz, ich sei ein Vorläufer des Aktionismus kann ich nur sagen: ja, das Aktionistische hängt eben mit dem Expressiven zusammen."

So schließt sich der Kreis. Begriffe wie Expressionismus, Aktionismus, Fauves sind letztlich nur Umschreibungen, Einordnungsversuche für eine einzigartige Künstlerpersönlichkeit. Franz Grabmayr ist von Anfang an seinen eigenen Weg gegangen, hat sich keinen Moden, keinen Stilrichtungen angepasst, ist dem gefolgt, was sein innerstes Empfinden ausmacht. Er hat sich, nach ersten tastenden Schritten, voll ins Abenteuer Kunst gestürzt weil er nicht anders konnte, weil er seiner Berufung zum Maler einfach folgen musste. Der Erfolg - er ist heute ein etabliertes Mitglied der europäischen Kunstszene - hat sich eingestellt, weil er sich selbst seiner Herkunft, seiner geistigen Kraft treu geblieben ist.

November 1993. Eine eisige Wintervollmondnacht Franz Grabmayr malt in der Sandgrube bei Uttissenbach im Feuerschein. (Foto Werner Fröhlich, Zwettl)
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