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Tanzfigur, Stoff-Farbe auf Baumwolle, 1979, 250 x 150 cm

Explosion im Tanz

Fred Astaire hat einmal gesagt: "Tanz ist ein Telegramm an die Erde mit der Bitte um Aufhebung der Schwerkraft." Schon in seinen Landschafts- und Naturbildern hat Franz Grabmayr von Anfang an versucht, die Schwerkraft der Erde aufzuheben durch die Dynamik seiner Malweise. Aber erst im Tanz selbst findet diese Explosion der Bewegung und der Farben vollendeten Ausdruck.

Der Bauernhof in Oberstrahlbach wird - schon wegen der kargen Lebensbedingungen - vor allem zum Sommerquartier. Im Winter arbeitet Franz Grabmayr meistens in seinem Atelier im Karl Marx-Hof in Wien. Dort entstehen vor allem die Tanzbilder, die in sein Schaffen soviel Dynamik gebracht haben und mit den Landschafts- und Naturbildern der zweite große Schwerpunkt seiner Kunst sind. Er arbeitet mit nackten Modellen, braucht auch hier die unmittelbare Nähe zum Plastischen, zum Rhythmus von Licht und Schatten, zur Natürlichkeit des menschlichen Körpers.

Tanzblatt, Aquarell auf Papier. 1997
Zunächst - und zwischendurch immer wieder, wie das Bild "Schwarze Tanzfigur" 1992 zeigt - arbeitet Grabmayr auch bei den Tanzbildern mit Öl-Farben. Es gelingen ihm eindrucksvolle Bilder, aber man spürt, dass hier das Material an seine Grenzen stößt, dass sich die Dynamik sozusagen gegen die Natur des zähflüssigen, pastosen Öls wendet. Daher geht er zu Stoff- und Aquarellfarben über. Sie sind der Bewegung des Tanzes entsprechender, weil sie leichter, spritziger, flüssiger sind.

Nach Experimenten mit Holzbeizen und Acrylfarben wird die Leuchtkraft von farbigen Tuschen zum geeigneten Mittel der explosiven Niederschrift seiner Wahrnehmung der Bewegung im Tanz. Das ist das Geheimnis der unglaublichen Dynamik in Franz Grabmayrs Tanzblättern, in denen es ihm wie keinem zweiten gelingt, die ausdrucksstarken Bewegungen des Tanzes direkt ins Bild zu transformieren.

Tanzblatt, Aquarell auf Papier. 1997
Grabmayr: "Für den Tanz kann man nicht diese zähe Ölfarbe nehmen. Das mit den Stoff-Farben hat eine Geschichte. Eine Firma hat sich eingebildet, die wollen im Fasching als wandelnde Grabmayr gehen. Die wollten Kostüme mit meinen Motiven von mir haben. Die haben mir dann Mollino geliefert, einfache Hemden, die hab ich bemalt. Da sind sie hineingeschlüpft und so sind sie gegangen. Zuerst hab' ich es mit Dispersion probiert und mit Acryl. Das war's alles nicht. Dann war ich beim Beck & Koller in der Schwarzenbergstraße und hab so kleine Stoff-Farben-Flascherln gesehen, von Decker. Das hab' ich probiert. Die kann man mit Wasser verdünnen. Und dann hab' ich Halbliterflaschen gesehen. Die kommen aus Deutschland, Stoff-Farben auf Essigbasis. Und dann hab ich wirklich diese G'wandln auf Platten aufgespannt, d.h. den Vorderteil und Hinterteil. Zusammengenäht wurden sie erst später. Da hab ich Sandgruben raufgemalt, Bäume, Landschaften. Später hab' ich auch Paraffin verwendet, das dann ausgebügelt wurde. Dadurch waren dann wieder weiße Rhythmen drinnen. Dann kam mein Sohn Thomas und hat Vorhänge von mir bestellt, 2 Meter 50, 3 Meter hoch. Da ist eine schöne Tanzfigur drauf. Da hab ich begonnen die Stoff-Farben-Tanzbilder zu malen."
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