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Der schöpferische Funke

Franz Grabmayr beginnt schon in der Hauptschulzeit, mit zwölf Jahren, Aquarelle zu malen, vor dem Haus, die Berge gegenüber. Nachher vergleicht er das Ergebnis mit der Natur. Ist unzufrieden, weil er sie nicht erreicht weil er sie noch nicht formen kann. Der Zeichenlehrer, ausschließlich orientiert an Perspektive und Klassizismus, versteht die aufkeimende schöpferische Kraft in seinem Schüler überhaupt nicht.

Grabmayr: "Ich hab' einmal so wild mit einer roten Farbe so hineingearbeitet. Da hat er mich bei den Ohren fürchterlich gezogen, weil ich zu wenig ordentlich und brav gemalt hab'. Die Zeichnungen, die ich in meiner Freizeit gemacht hab', die hab' ich nie dem Lehrer gezeigt. Aber ich war selber auch nicht zufrieden. Hab' sie alle zerrissen. Ich hab sehr frei und dynamisch gearbeitet. Heute hätt' ich diese Sachen wahnsinnig gern. Aber ich habe damals eben keine Grundlage gehabt für ein schöpferisches Malen."

Da hilft ihm das Schicksal. In der Baufachschule in Villach hat Franz Grabmayr das Glück, einen verständnisvollen Professor zu finden, der mit seinen Schülern hinaus in die Landschaft geht.

Grabmayr: "Ich erinnere mich: Ich bin irrsinnig lang in der Landschaft herumgegangen, um die Kirche von St. Johann Ich bin so lang hin und her gegangen, bis ich einen Standpunkt gefunden hab, wo mir diese Kirche mit der Landschaft harmonisch war. Und das hab ich dann gemalt. Das Bild hab ich heute nicht mehr.. Ich musste warten bis ich die Harmonie gefunden hab'. Das Motiv so sehen und kennen lernen, dass von dem Standpunkt aus schon die Komposition fertig ist. Mir ging es um die Form der Kirche, wie diese Kirche in der Landschaft steht. Die Felder und die Wege und wie sich die Kirche aus der Landschaft erhebt. Das einschneidende Erlebnis war das in St. Johann. Da war ich so achtzehn, neunzehn."

Nach der Baufachschule besucht Franz Grabmayr einen Abiturientenjahrgang in der Lehrerbildungsanstalt Wien. Zwischen 1948 und 54 unterrichtet er in St. Jakob im Rosental Mathematik, Geometrisch Zeichnen und Knabenhandarbeit. Dort imponieren ihm die "feschen, lebendigen Lehrerinnen", die alle malen. Ihr Enthusiasmus steckt ihn an.

Grabmayr: "Eines Tages hab' ich mich dann entschlossen, bin um 5 Uhr in der Früh aufgestanden und hab den Blick von meinem Mansardenfenster Rosental abwärts gemalt ein Aquarell. Das gibt's natürlich noch. Das Rosental ist sehr schön, da ist der Matschacher Gupf, der Sinacher Gupf, der Singerberg. Das sind den Karawanken vorgelagerte Berge."

Grabmayrs Sohn Jakob bestätigt beim Interview, geführt am 5. Juni 2000 im Atelier im Karl Marx-Hof in Wien: "Das hat uns der Papa immer erzählt. Das war das entscheidende Erlebnis. Damit hat seine Malerkarriere begonnen, mit dem Blick von St. Jakob ins Rosental."

Am 15. Oktober 1954 wird Franz Grabmayr Student an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er beginnt Ölbilder zu malen. Professor Robin Christian Andersen ist sein Lehrer, Däne von Geburt.
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